Heute haben wir zuerst einen Abstecher in die Schule St. Clara ganz in der Nähe gemacht. Diese Schule unterstützen wir zwar nicht, aber mit einem Teil des Schulgelds werden die anderen Standorte in den Armenvierteln querfinanziert. Soziale Verantwortung wird hier ganz groß geschrieben.
Danach sind wir 45 Min. nach Bosa gefahren. Nach dem dichten Verkehr, der dreckigen Luft, den staubigen Straßen und vielen unfertigen armen Häusern sind wir hier hinter hohen Mauern auf diese Oase gestoßen. Es wie im Film, du fährst durch dieses riesige Stahltor und es eröffnet sich eine ganz andere Welt, es ist grün, es blüht, es ist wahnsinnig sauber, es gibt viel Platz und man fühlt sich frei und sicher. Ein krasser Gegensatz. Wir fragen uns, wie es den Kindern damit geht.
Gleich als erstes erleben wir einen Teil der praktischen Abiturprüfungen mit, denn hier gibt es ein sog. technisches Abitur, das neben den üblichen Schulfächern auch noch eine praktische Ausbildung als Köchin und Schneiderin beinhaltet. Heute werden die Schneiderinnen von der externen Prüfungskommission geprüft und stellen ihre unglaublich kreativen Ergebnisse und ihre 250 Seiten langen Abschlussarbeiten vor, incl. Markenentwicklung und Businessplan.
Mehr als das hat uns aber noch beeindruckt, dass drei Schülerinnen letzte Woche ein Stipendium für eine sonst unbezahlbare Privatuniversität ihrer Wahl erhalten haben - aufgrund ihrer hervorragenden Testergebnisse. Das sind 5% des Jahrgangs. Hier wird sehr gute Arbeit geleistet, die für viele eine Perspektive schafft.
Neben den 686 Schülerinnen vom Kindergarten bis zum Abitur, gibt es hier noch ein Altersheim für die pflegebedürftigen Schwestern und ein Internat auf dem Gelände. Die Mädchen, die sog. Internen, sind zwischen 7 und 16 Jahren und schlafen alle in einem großen Schlafsaal. Die Geschichten der Kleinsten und der Größten haben es uns angetan. Die Jüngste ist vor zwei Jahren völlig unterernährt hier aufgenommen worden und alle sind so froh, dass sie sich so gut entwickelt hat. Auch heute noch ist es so, dass sie einfach nicht aufhört zu essen, wenn sie etwas bekommt, und wenn sie am Wochenende zur Mutter geht, fragt sie auch immer, ob sie etwas zu essen mitbekommt und dann bekommt sie gleich auch noch etwas für die Mutter mit, die sich und ihr Kind sonst nicht versorgen kann. Oder Geraldine, die mit ihrer Schwester erst im Sommer ins Internat gekommen ist. Ihre Mutter war schon im Internat in Monterredondo, wo wir vorgestern waren, nachdem sie und ihr Bruder damals von der alleinerziehenden Mutter einfach zurückgelassen worden waren. Zwischenzeitlich hatte die Mutter ihr Leben im Griff, hatte nicht viel, aber unterstützte sogar mit Lebensmittelspenden eine der Schulen, denn das hatte sie ja gelernt bei den Schwestern. Aber im Sommer kam sie dann wieder verzweifelt auf ihrer alte Lehrerin zu, und bat um Hilfe für ihre Kinder. Geraldine ist schon nach so kurzer Zeit die Stufenbeste und will Übersetzerin werden. Ich glaub, das schafft sie, denn als wir uns schon verabschiedet hatten, kam sie nochmal hinter uns hergelaufen, um uns das zu sagen:
Wir haben heute noch viele Geschichten gehört und tolle Begegnungen gehabt, all das bringen wir dann als Schatz mit nach Hause und teilen den dann gerne später mit Ihnen/Euch.
An unserem letzten Tag morgen geht es dann in den ärmsten Standort in Cazucá, ein ganzer Stadtteil von Flüchtlingen.
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Ingeborg und Jürgen (Freitag, 28 Oktober 2016 20:18)
Hallo nach Bogota! Wenn man liest, welche wunderbare Arbeit dort geleistet wird, ist das eine tolle Motivation für den kommenden Basar. I. + J.
Angelika Holznagel (Freitag, 28 Oktober 2016 20:19)
Einen guten Abend aus Ahrensburg wünscht Euch Angelika und gleichzeitig ein großes Danke für Eure Berichte aus Bogota. Es ist sehr interessant Eure Erlebnisse und Eindrücke mit zu verfolgen, dank auch der schönen Fotos.
Ich wünsche Euch weiterhin eine gute Zeit, vor allem mit den Kindern.
Es grüßt Euch Angelika